Verregneter Sommer erschwert Deichpflege

Die Elbphilharmonie in Hamburg war der touristische Höhepunkt der Informationsfahrt auf der Elbe, die der Artlenburger Deichverband veranstaltete. Vertreter unter anderem von Behörden, Verbandsmitglieder, Kommunen, Universitäten und Unternehmen, die beim Hochwasserschutz und bei der Deichverteidigung im Gebiet des ADV mitwirken, waren mit an Bord des Ausflugsschiffes Lüneburger Heide bei der Fahrt von Artlenburg nach Hamburg. Bei einem eineinhalbstündigen Landgang konnten die Fahrgäste auf der Plaza das neue Wahrzeichen der Hansestadt hautnah kennenlernen. Doch die Eindrücke von der Elphi waren nicht die einzigen spannenden Momente bei der Tour. An Bord der Lüneburger Heide ging es um neue und aktuelle Entwicklungen rund um den Hochwasserschutz an der Elbe im Verbandsgebiet des ADV.

Deichhauptmann Hartmut Burmester und Geschäftsführer Norbert Thiemann berichteten, dass die Deicherhöhung im Tidebereich zwischen Schwinde und Stover Rennbahn zurzeit stockt. „Dort gibt es Fehlhöhen, aber wir können diese derzeit baulich nicht ausgleichen“, so Hartmut Burmester. Hintergrund ist, dass die neuen Bemessungshöhen für den Wasserstand in der Elbe bei Sturmfluten an der Nordsee noch nicht feststehen. „Das hat zur Folge, dass zurzeit keine finanziellen Mittel für den weiteren Ausbau unserer Tidedeiche fließen. Diese sollen erst freigegeben werden, wenn die aktualisierten Daten vorliegen“, erklärte Norbert Thiemann.
Sorgenfalten auf der Stirn haben nicht nur die Landwirte wegen der ständigen starken Regenfälle in diesem Sommer, die ihre Flächen zum Teil unbefahrbar machen. Mit einem ähnlichen Problem wegen der Wetterkapriolen haben die Bauhof-Mitarbeiter des Deichverbandes zu kämpfen. „Wir können oftmals die notwendige Pflege der Deiche nicht durchführen, weil diese weich sind und die Grasnarbe nicht belastbar ist“, sagte Norbert Thiemann. Die Folge ist, dass die Mähfahrzeuge und Maschinen den Bewuchs nicht kürzen können. „Dabei wäre das dringend nötig, weil bei diesem feuchtwarmen Wetter das Pflanzenwachstum enorm ist“, ergänzte Hartmut Burmester.
An anderer Stelle, nämlich auf dem noch recht neuen Deich in Walmsburg, wäre dem ADV ein wenig mehr Wachstum jedoch lieb. „Die Grasnarbe auf dem Deich entwickelt sich nicht gut“, berichtete Norbert Thiemann. Der Boden ist schlecht. „Wir haben schon viel gedüngt, unter anderem auch mit Kompost der aus Schnittgut und Treibsel gewonnen wird. Aber das verbesserte das Gras-Wachstum nicht“, so Hartmut Burmester. Nun denkt der ADV darüber nach, möglicherweise Vererdungssubstrat aus der Bio-Kläranlage in Bleckede auszubringen. „Wir befinden uns aber erst am Beginn eines Denkprozesses, weil noch vieles unklar ist“, betonte Norbert Thiemann. So setzt die Düngung mit Vererdungssubstrat enge rechtliche Grenzen. „Eine Folge wäre etwa ein Weideverbot für unsere Schafherden auf dem Deich“, gab der Geschäftsführer zu bedenken.
Einen Auftrag, in dem mögliche Folgen für das Hinterland bei einer Deichrückverlegung untersucht werden, hat der ADV an die Gesellschaft für Grundbau und Umwelttechnik (GGU) aus Braunschweig vergeben. Erfahrene Ingenieure beleuchten drei Trassen und nehmen dabei die möglichen Auswirkungen auf Qualm- und Grundwasser unter die Lupe. Der ADV hat für die Machbarkeitsstudie einer möglichen Rückverlegung im Bereich der Vitico zwischen Bleckede und Radegast die Trägerschaft übernommen.
Hartmut Burmester und Norbert Thiemann sind zufrieden mit der Info-Fahrt auf der Elbe. „Es hat ein reger fachlicher Austausch stattgefunden“, lautete ihr Fazit der Tour nach Hamburg.