Norbert Thiemann bleibt Geschäftsführer
Deichvogt Norbert Thiemann gehört zu den gefragtesten Experten, wenn es um Hochwasserschutz und Deichbau geht. Zum 1. August 2015 geht er in Ruhestand, die Tätigkeit als Geschäftsführer des ADV wird er aber nach einem Beschluss des Verbandsvorstandes weiter ausführen.
Er gehört zu den gefragtesten Experten, wenn es um Hochwasserschutz und Deichbau geht. Deichvogt Norbert Thiemann feiert in dieser Woche sein 50-jähriges Berufsjubiläum. Der beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in der Betriebsstelle Lüneburg tätige Amelinghausener ist außerdem nebenberuflich seit 1984 in der Geschäftsführung und seit 1994 als Geschäftsführer für den Artlenburger Deichverband (ADV) tätig. Bekannt ist er auch durch sein kommunalpolitisches Engagement: Er ist unter anderem seit 18 Jahren Bürgermeister des Heideortes. Zudem gehört er dem Samtgemeinderat Amelinghausen und dem Lüneburger Kreistag an.
Durch Zufälle ist Thiemann in den Norden gekommen. Geboren 1950 und aufgewachsen in Oberhausen-Sterkrade in Nordrhein-Westfalen, absolvierte er erst die Volksschule und begann dann 1965 eine dreijährige Maschinenschlosserlehre bei der Gutehoffnungshütte. Im Anschluss arbeitete er dort ein Jahr lang als Geselle. Danach verpflichtete er sich beim Bundesgrenzschutz, kam an den Standort Lüneburg .
„Das war schon eine Umstellung für mich als 19-Jähriger zwischen dem Leben in meiner Heimatstadt Oberhausen im Ruhrgebiet und dem beschaulichen Lüneburg in der Heide-Idylle“, sagt Thiemann und ergänzt lachend: „Fast jedes Wochenende bin ich mit Kameraden aus dem Ruhrgebiet wieder gen Westen gefahren, unser Opel Kadett war fast immer mit fünf Mann voll besetzt.“
Während dieser Zeit besuchte er parallel die interne Verwaltungsschule beim BGS für einen späteren beruflichen Wechsel. „Ich wollte auf jeden Fall etwas anderes machen als nur Bundesgrenzschutz.“ In der Grenzschutzfachschule sah Norbert Thiemann eine Stellenausschreibung als Deichvogt beim damaligen Wasserwirtschaftsamt in Lüneburg. „Ich wusste am Anfang gar nicht genau, was das ist“, sagt Thiemann.
Am 1. Juli 1973 begann er seinen Dienst als Angestellter beim Wasserwirtschaftsamt in Lüneburg, wurde dort zum Deichvogt ausgebildet und arbeitete sich mit „Bücher wälzen“ in die Materie ein. Aufgrund seines vorherigen Werdeganges betrug die verkürzte Lehrzeit nur neun Monate. Im Oktober 1974 folgte daher schon die Ernennung zum Deichvogt als technischer Beamter des Landes Niedersachsen – und gleich darauf der erste harte Einsatz an der Elbe. Im Winter des Jahres lief ein Jahrhunderthochwasser auf. Der damals 24-Jährige war tagelang an vorderster Front rund um die Uhr im Einsatz, musste Entscheidungen zur Sicherheit von Land und Leuten treffen. „Da musste ich sprichwörtlich ins kalte Wasser springen und habe zum ersten Mal die Ur-Gewalt des Wassers kennengelernt“, sagt Thiemann.
Das Ereignis hat ihn sehr geprägt. Genauso wie die Öffnung der innerdeutschen Grenze 1989. Schon in den ersten Tagen suchte er den Kontakt mit den Berufskollegen der Flussmeisterei Boizenburg. Die luden Thiemann sogar zu einer Fahrt auf dem Deich mit Blick durch den Grenzzaun nach Westen ein. „Da hatte ich Tränen in den Augen, denn da wurde deutlich, wie die Bürger auf der anderen Seite der Elbe jahrzehntelang eingesperrt waren.“
Zahlreiche Hochwasser-, Sturmflut- und Eishochwasserereignisse hat Norbert Thiemann in den vergangenen Jahrzehnten erlebt. „Glücklicherweise haben unsere Deiche immer gehalten.“ Großen Respekt hat er nach all den Jahren vor allem vor Eishochwasser. „Bei diesem Fall sind wir am Ende unserer technischen Fähigkeiten trotz der rasanten Entwicklung im Deichbau. Dann hilft nur noch Gottvertrauen.“
Millionen D-Mark und Euro wurden seit dem groß angelegten Deichausbau-Programm von 1974 in die Sicherheit und in den Ausbau der Deiche investiert. Mittendrin war und ist immer Norbert Thiemann. Am 31. Juli dieses Jahres ist aber Schluss. Dann geht er in den Ruhestand. Die Tätigkeit als Geschäftsführer beim Artlenburger Deichverband führt Thiemann aber erst einmal weiter. „Die Aufgabe ist mir richtig ans Herz gewachsen.“
Deichhauptmann Hartmut Burmester und der Vorstand des ADV freuen sich über die weitere Zusammenarbeit mit Thiemann. „Sein Erfahrungsschatz und Wissen ist für uns ehrenamtlich tätige Deichschützer unheimlich wichtig und unentbehrlich.“ Deswegen habe der Vorstand bei seiner vergangenen Sitzung auch einstimmig die Weiterführung der Zusammenarbeit mit Thiemann als Geschäftsführer beschlossen, der in den kommenden Jahren allerdings auch die Aufgabe hat, einen Nachfolger zu finden und einzuarbeiten. Sein Büro wird Thiemann ab 2016 im dann umgebauten Verbandsgebäude auf dem Betriebshof in Hohnstorf/Elbe haben. Die Baumaßnahmen haben bereits begonnen.
Das Bild zum Text zeigt:
Norbert Thiemann bleibt trotz Ruhestandes ADV-Geschäftsführer.